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	|  | Tischglocke als GeschenkDie Glocke ziert den Tisch mit Charme
 und ist auch nützlich zum Alarm.
 Wenn erklingt sie silberhell,
 eilt herbei ein jeder schnell,
 denn ihr Ton will drauf verweisen:
 Angerichtet sind die Speisen.
 Auch außerhalb der Essenszeiten
 gibt es genug Gelegenheiten:
 Festlich kann die Glocke klingen,
 will jemand eine Rede schwingen,
 und traulich klingeln, wenn die Runde
 der Damen kommt zur blauen Stunde,
 bei Kuchen und Kaffee zu plauschen
 und das Neu´ste auszutauschen.
 Kurz, immer wenn es wird gesellig,
 steht die Glocke da gefällig.
 [Cornelia Zorn]
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	|  | Das schwere RentnerdaseinRentner sein - ach ist das schön!
 Nicht mehr auf die Uhr zu seh´n
 braucht der Mensch, wird nicht getrieben,
 aufzusteh´n schon um halb sieben.
 Bis zehn kann er jetzt liegen bleiben,
 wären da nicht die Bandscheiben.
 Die hält es nicht so lang im Bett,
 das sonst so kuschlig wär´ und nett!
 Fest daher für den Menschen steht:
 Der Ruhestand, der kam zu spät!
 Erst konnt´ er nicht, mocht´ er auch sehr.
 Jetzt könnt´ er, aber möcht´ nicht mehr!!!!
 [Cornelia Zorn]
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	|  | Andere Variante: |  |  
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	|  | In jedem Haus, für alle Fälle,sollt´ es geben eine Schelle.
 Dies Teil ist a) von altem Charme,
 und b) auch nützlich zum Alarm.
 Liebe Gäste kann sie weisen,
 dass angerichtet sind die Speisen,
 und - selbst laut - um sich verbreiten
 Stille rasch auf allen Seiten.
 Wenn auch der Gesprächslärm  rauscht:
 Die Glocke tönt - und alles lauscht!
 Kurz immer wenn es wird gesellig,
 steht die Schelle da gefällig.
 Geschwungen will sie sein, nicht gleißen,
 und deshalb ist sie nicht von Meißen!
 (C. Zorn)
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	|  | Etwas Lateinisches Odi et amo, quare id faciam fortasse requiris?Nescio sed fieri et excrucior [Ovid]
 Und hier die völlig unzulängliche Übersetzung:Ich liebe und ich hasse.
 Du fragst, warum ich das nicht lasse?
 Ich weiß es nicht und fühle bloß:
 So ist es, und der Schmerz ist groß.
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	|  | Dem passionierten GolfspielerIn Strömen fließt der  saure Schweiß,
 wenn man beim Fußball kickt mit Fleiß.
 Beim Tennis sich zu echauffieren,
 bringt einen stark zum Transpirieren.
 Doch läuft man sich wohl nur beim Golf
 den wahrhaft kultivierten Wolf.
 [Cornelia Zorn]
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	|  | Mensch im Rad
 Die Zeit ist schnell - so eins, zwei, drei
 ist wieder ein Jahr rum, vorbei!
 Man spürt, wie man im Sog mitstrebt,
 und ist nur froh, dass man noch lebt.
 Muss wie ein Hamster ewig strampeln,
 im Rädchen in die Speichen trampeln
 und hadert manches Mal, dass lieber
 man grad lustwandelte am Tiber,
 oder wenn es blüht im Lenze,
 reisen könnte nach Firenze,
 oder nur in stiller Klause
 einlegen könnt´ ne Denkerpause.
 Doch ach! Kaum hat man abgeschaltet,
 genießt die Ruhe, die grad waltet,
 wird man sicher - unerhört! -
 durch irgendetwas prompt gestört.
 
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	|  | Und schon wieder dreht sich eifrig
 ein Rädchen und man radelt fleißig.
 Man radelt, weil man einfach muss!
 Wär´ plötzlich mit dem Radeln Schluss,
 würde - kaum ist´s zu verhehlen -
 einem irgendwie was fehlen!
 Wichtig ist doch einzig, dass
 man la läuft mit Freud und Spaß,
 und auch bisweilen  etwas Frust.
 Sonst hätt´ zum Ausstieg man nie Lust,
 strebte nie an einen Strand,
 nie nach einem fernen Land,
 wär´ wunschlos glücklich, wenn wie blöd
 man strampelte - Nein, das wär´ öd!
 [C. Zorn]
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	|  | Nach William Shakespeare(Sonett 38)
 
 Hab´ ich geschaffen, was dort steht?
 Wo doch durch alle meine Zeilen
 nur dein leichter Atem weht -
 ein Duft, zu kostbar zu verweilen
 nur auf gewöhnlichem Papier!
 Wenn, was ich schreibe, deinem Blick
 standhält, so verdank´ ich´s dir.
 
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	|  | Von dir beflügelt, welch ein Glück!Die zehnte Muse bist du mir!
 Zehnmal mehr wert als die neun,
 die als Apollos schöne Zier
 zu rufen Dichter sich nicht scheu´n.
 Ich will nur dich! Lass den, der fleht,
 erschaffen etwas ohnegleichen,
 durch das ein Hauch und Atem geht,
 ans Unsterbliche zu reichen.
 
 Geliebter, würd´ es dir gelingen,
 soll´s  mir die Mühe, dir den Ruhm einbringen!
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	|  | In froher RundeWer hat an der Uhr gedreht?
 Ist es wirklich schon so spät?!
 Der Abend wird doch g´rad erst schön,
 und niemand will nach Hause geh´n.
 D´rum stellen wir nun rasch zurück
 die läst´ge Uhr ein gutes Stück
 und feiern fort in froher Runde
 unbeschwert noch manche Stunde.
 Dehnen musst du so im Leben
 das Schöne, das dir wird gegeben.
 Die Zeit zwar eilt im Riesenschritt
 und reißt uns unerbittlich mit.
 Doch manche Täuschung nimmt der Sinn
 als angenehm recht gerne hin.
 Bevor auf´s Zifferblatt du schielst,
 prüf´ darum erst, wie du dich fühlst.
 Und geht´s dir gut, dann drehe nur
 ohne Scheu an deiner Uhr,
 bis sie dir zeigt: Sperrstund´ ist weit.
 Genieße froh! Du hast noch Zeit!
 [Cornelia Zorn]
 
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	|  | Geld als Geschenk?
 Hirne rauchen heiß beim Denken:
 Was sollen wir ihm denn bloß schenken?!
 Man müht sich redlich, dass man find’
 etwas für’s Geburtstagskind.
 Der Mensch, sofern er Moralist,
 will, dass es was Besonderes ist.
 Wenn schon nicht gleich selbstgemacht,
 dann ausgesucht doch mit Bedacht.
 Der Unmensch sieht, dass diese Chose
 geht höchstwahrscheinlich in die Hose,
 und schenkt darum ganz einfach Geld.
 Nicht weil dies regiert die Welt.
 Nein, weil es dem Geburtstagskind
 etwas Schönes bringt geschwind,
 und ihm hilft, nach eig’nem Willen
 einen Wunsch sich zu erfüllen.
 So oft gibt es doch irgendwas,
 von dem man schwärmt: Oh hätt’ ich das!,
 was man aber doch nicht kriegt,
 da’s Portemonnaie zu wenig wiegt.
 Wird geschenkt jedoch das Geld,
 der Entschluss viel leichter fällt!
 Erworben ohne Weh und Ach
 hält Schönes die Erinn’rung wach
 an Freundeskreis und Arbeitsleben,
 und all die, die dazu gegeben.
 So schafft der Unmensch, der schenkt Geld,
 doch letztlich etwas, das gefällt.
 Während, was schenkt der Moralist,
 schon oft im Müll gelandet ist,
 weil es zwar ausgesucht und rar,
 doch nicht nach Gefallen war.
 [Cornelia Zorn 2003]
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	|  |  |  
	|  | Verabschiedung eines lieben Kollegen in den Ruhestand |  
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	|  |  |  
	|  | Was! Sie wollen uns verlassen,um Ihre Rente zu verprassen?
 Das ist doch wirklich kaum zu fassen!
 Wie kann man nur so offen streben
 nach dolce vita, süßem Leben?
 Wissen Sie, wie da den guten
 Kollegen hier die Herzen bluten?
 Nicht aus Neid! Ganz fern sei der!
 Was anderes stört uns noch viel mehr:
 Schlimm, wenn wieder ein Gesicht,
 das so vertraut, verschwindet schlicht!
 Wehmut ist’s, die uns beschleicht.
 Der Abschied fällt uns gar nicht leicht!
 Den Arbeitstag so durchzusteh’n
 mit Ihnen, das war angenehm.
 Sie war’n ein Teil von unserm Kreis,
 stets freundlich, kompetent und leis’.
 Doch auch, wodurch die Stimmung steigt,
 dem Lachen niemals abgeneigt.
 Auch wenn’s nach Operette tönt:
 Wir hatten uns an Sie gewöhnt!
 
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	|  |  |  
	|  | Als kleinen Dank woll’n wir was schenken,damit Sie lange an uns denken!
 Wir überlegten hin und her,
 wir dachten kreuz, wir dachten quer,
 und kamen alle überein:
 Es sollte etwas sein mit Wein.
 Das Angebot, apart und groß,
 machte uns jedoch ratlos.
 Um solch Dilemma aufzulösen,
 gibt’s Gott sei Dank das Gutschein-Wesen!
 Damit, was funkelt dann im Glase,
 am End’ ist auch nach Ihrer Nase!
 Wir wünschen Ihnen: Bis zum Rand
 sei gefüllt der Ruhestand
 mit schönen Dingen, die Sie lieben!
 Fern sei, was könnt’ das Leben trüben!
 Vor allem: Bleiben Sie gesund
 und ohne ernsteren Befund!
 Und haben Sie, rein hypothetisch,
 mal nix zu tun, was theoretisch
 fast nie Merkmal des Ruhestunds:
 Dann denken Sie doch mal an uns!
 [Cornelia Zorn]
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	|  |  |  |  |  
	|  | Zur Geburt von ZwillingenUnvergeßlich bleibt der Tag,
 an dem gleich zwei auf einen Schlag,
 wie man so sagt, das Licht erblickten
 und ihre Eltern hochbeglückten.
 Wenn auch der Eintritt in die Welt
 zu zweit meist etwas schwerer fällt,
 genießt, wer erst einmal im Leben,
 was das Schicksal hat zu geben.
 Und wer sich tapfer hierher fand
 mit einem Bruder an der Hand,
 dem wird, ist auch der Weg noch weit,
 nicht bange, denn er ist zu zweit.
 Doppelt scheinen ihm die Freuden,
 und wen’ger schlimm geteilte Leiden.
 Nur diese Art von Mathematik
 bringt Zufriedenheit und Glück.
 Daß beide stets so kalkulieren,
 den Optimismus nicht verlieren
 in des Lebens vielen Zwängen,
 das wünschen wir den Neuzugängen.
 
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	|  | Dem passionierten Angler
 Ach, des Anglers größtes Glück
 ist ein Fisch an einem Stück.
 Früh morgens, manchmal schon bei Nacht
 er sich drum auf die Socken macht.
 Wenn heimkehrt aus dem Sündenpfuhl
 der Nachbar, sieht man ihn mit Stuhl
 und einem Kescher wohl versehen
 vorfreudig aus dem Hause gehen.
 Erwartung regt sich schon im Blute,
 ist auch im Koffer noch die Rute.
 Egal ob Regen oder Schnee:
 Der Angler strebt an seinen See.
 Kaum ist er dann dort angekommen,
 hat er den Kescher schon genommen
 und hat ins Wasser bald gelassen
 von Madenwürmern ganze Massen.
 Mit Blinker, Wurm und diesen Sachen
 versucht er dann, sein Glück zu machen.
 Zwar will erst mal kein Fisch anbeißen.
 Doch tut der Nerv darum nicht reißen.
 Nur mit Geduld man hier was schafft.
 In der Ruhe liegt die Kraft.
 
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	|  |  |  |  |  
	|  | Es bleiben nur noch zu bedauerndie armen Eltern: Auf sie lauern
 Müh’ und Plagen vielerlei:
 schlaflose Nächte mit Geschrei,
 Gequengel, und das alles doppelt,
 adrett im Zweierpack gemoppelt.
 Beschäftigt mit dem hübschen Pärchen
 ist man die nächsten 20 Jährchen
 den ganzen Tag rund um die Uhr.
 Pausenlos ist man auf Tour!
 Papi/Mami sind gefordert,
 dauernd wird etwas geordert.
 Doch wenn sie dann, müd’ auf dem Fuße,
 sich sehnen nach ein wenig Muße,
 und  schon am Erschöpfungsrande
 betrachten ihre Rasselbande,
 die sich um Sperrstund’ wenig schert,
 wird klar: Der Einsatz war es wert!
 Daß Ihr stets froh dies sagen könnt,
 das sei vom Schicksal Euch vergönnt!
 [Cornelia Zorn]
 
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	|  |  
	|  | Minuten, Stunden leis verrinnen.Der Angler weichet nicht von hinnen.
 Will auch kein Fisch am Haken hängen:
 Von Zeit lässt er sich gar nicht drängen.
 Doch plötzlich merkt er auf, wird frisch:
 Die Schnur sie spannt - ist das ein Fisch?
 Die Rute fest in seiner Hand,
 schaut er auf´s Wasser ganz gebannt.
 Er zieht und zieht, es gibt Gerangel.
 Bei Gott! Es hängt was an der Angel!
 Ein Brocken, wie schon lange nimmer.
 Auf und ab geht da der Schwimmer.
 Und mit Schwung und Energie
 zieht er die Beute ran ans Knie.
 Ein Prachtstück ist´s von einem Fisch!
 Morgen kommt er auf den Tisch.
 Und der Angler kehrt bei Nacht
 heim von seiner Leidenschaft.
 Ein Weilchen hat er Ruh zu Haus,
 bis es ihn wieder zieht hinaus.
 [C. Zorn, 2003]
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	|  |  |  |  |  |  |  
	|  | Eine Angeltour auf der Nordsee(für kleine und große Kinder)
 
 Käpt’n Bär und seine Männer
 Hein und Thies sind wahre Kenner
 der Nordsee und all ihrer Tücken.
 Doch heute packt sie das Entzücken,
 denn nicht mit einem großen Netze
 fangen sie heut Meeresschätze.
 Was sie heut’ erwischen wollen,
 sind keine Krabben, keine Schollen.
 Nichts für normale Mittagstische.
 Nein, es geht um größ’re Fische.
 Dazu zum Beispiel Dorsche zählen
 und - sehr beliebt - auch die Makrelen.
 Der Kutter macht 5 Knoten Fahrt,
 Käpt’n Bär, der steht am Rad,
 der Thies im Bug ruft plötzlich: Hier!
 Hier scheint es günstig. Halten wir!
 Das Boot liegt ohne Motor still,
 weil es der Kapitän so will
 und auch die beiden and’ren Fischer.
 Der Wind wird plötzlich etwas frischer
 Der Thies, der greift zur warmen Mütze,
 daß sie ihn vor Kälte schütze.
 Nun warten sie, daß Fische beißen
 in den Köder und dann reißen
 kräftig an den Angelschnüren.
 Plötzlich kann der Hein schon spüren:
 Im Wasser, da ist ein Gerangel
 und es zerrt was an der Angel.
 Es scheint zu sein ein großer Brocken,
 der reißt ihn fast aus seinen Socken.
 Der Fisch zieht - ruck - die Schnur mit fort.
 Fast geht der Hein - wupp - über Bord.
 Der Käptn ruft: Halt fest, min Jung!
 Und hilft ihm ziehen mit viel Schwung.
 
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	|  |  | Der Hein, der schafft es nicht allein.Mag das vielleicht ein Schwertfisch sein?
 Ihn rauszuziehen, das ist schwer,
 denn er ist stark und wehrt sich sehr.
 Doch endlich glückt das Unternehmen,
 die Mannschaft braucht sich nicht zu schämen.
 Froh schaffen sie und ohne Säumen
 den Fang zu ihren Laderäumen.
 Dann hat - wie glücklich ist die Tour! -
 auch Thies was an der Angelschnur.
 Auch er fängt einen großen Fisch
 der kommt in Eis, da bleibt er frisch.
 Der Käptn wirft den Motor an,
 daß man nach Hause fahren kann.
 Jetzt möchte er sein Pfeifchen schmauchen
 doch Thies ruft: Käpt’n nein! Nicht rauchen!
 Das ist nicht gut für deine Lunge!
 Der Käptn grollt: Das weiß ich, Junge.
 Ich bin ja nicht vom Hinterwald
 und außerdem rauch ich sie kalt.
 Denn weil ich so vernünftig bin,
 ist da gar kein Tabak drin.
 Doch wer mal um Kap Hoorn gefahrn,
 und spinnt ein echtes Seemannsgarn,
 so wie ich, der braucht nicht viel
 außer seinem Pfeifenstiel,
 denn das Kauen ist ein Segen
 und hilft mir oft beim Überlegen.
 Ich oller Bär würd mich nicht trau’n,
 einen Kaugummi zu kau’n.
 Min lieben ollen Pipenstiel
 brauch ich wie Wasser unter’m Kiel.
 Jetzt wißt ihr Jungs: Ich rauche nie
 die Pfeife, nein ich kaue sie!
 [Cornelia Zorn]
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	|  |  |  |  
	|  | Oh weh, des Hauses Fluch - das Gästebuch!
 Das denken viele, denen - bei welcher Gelegenheit auch immer - ein solches vorgelegt wird, damit sie sich darin verewigen.
 
 Aber ein Gästebuch kann auch ein schönes Geschenk sein!
 Und noch schöner und persönlicher wird es, wenn Sie eine Widmung hineinschreiben, zum Beispiel nach Art der folgenden Gedichte:
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	|  |  |  |  |  |  |  |  |  |  |  |  |  
	|  | Gäste werden ungezähltbei manchem Feste arg gequält.
 Das Gästebuch lauert voll Tücke,
 dass der Besuch die Feder zücke.
 Ins Schwanken kommt das Hirn vor Schreck,
 die Gedanken eilen weg.
 Die Gäste nämlich meist versetzt
 grad jetzt der Geist, was sie verletzt,
 und ehe sie was schreiben sollen,
 kommt´s vor, dass sie nicht bleiben wollen.
 [Cornelia Zorn]
 |  | Gästebuch I
 Hübsch lieg ich hier, ich mach’ was her!
 Bin ich auch innen hohl und leer,
 hab ich doch Reiz – nett aufgezogen
 in Gold und Leder – ungelogen!
 
 Hast Du mich schon aufgerissen?
 dann streng den Geist an jetzt beflissen,
 was Du mir könntest einverleiben.
 Du sollst jetzt nämlich hier was schreiben!
 
 Halt, stopp! Verdrück dich nicht so fix!
 Es ist zu spät. Es nützt Dir nix!
 Denn wenn das Werk Dir heut’ nicht glückt,
 dann werde ich Dir nachgeschickt!
 
 Falls Dir jetzt nichts einfällt – falls -
 vergiss nicht, hast Du mich am Hals!
 Und ich liege vielleicht stumm
 und lang auf Deinem Schreibtisch rum.
 
 Also nimm das Schreibzeug her
 und fang an. Es ist nicht schwer!
 Ich bin ganz wild auf Anekdoten,
 im Volksmund auch bekannt als „Schoten“.
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	|  |  | Soweit dabei zu finden sindBezüge zum Geburtstagskind.
 Hast Du’s mal, wie man’s so kennt,
 erlebt in seinem Element?
 
 Habt Ihr zusammen was gemacht?
 Habt Ihr gelacht? Hat’s mal gekracht?
 An welcher Front ward Ihr mal Sieger,
 Krieger oder Überflieger?
 
 Oder ward Ihr vor zig Jahren
 sogar mal richtig Schlitten fahren?
 Habt Ihr geschafft, gekämpft, raubautzt?
 Hat wer sogar wen angeschnautzt?
 
 Auch wenn Du’s nicht verraten  m u s s t,
 hätt ich’s doch gar zu gern gewusst!
 Bei mir, da ist es gut verwahrt.
 Und bin ich erst einmal bejahrt,
 
 mit dem, was Ihr jetzt schreibt mir ein,
 dann werd ich noch viel hübscher sein!
 Dann hab ich, was seit je begehrte
 ein jeder: nämlich inn’re Werte!
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	|  |  
	|  | Gästbuch II
 Schaut mich an, ich bin schön dick!
 Für mich als Buch, da ist das schick.
 Prächtig glänzend und gediegen
 soll ich vor den Gästen liegen,
 mit goldenem Schriftzug dekoriert,
 dass mich ja niemand ignoriert!
 Und erst meine leeren Seiten!
 Schimmernde Jungfräulichkeiten,
 die, fast würdig eines Schiller,
 nur warten auf den edlen Füller,
 der, wo die Bütten blütenrein,
 kühn und kraftvoll trägt sich ein.
 Ich knistere, wenn Tinte fließt,
 raschele, wenn sich Geist ergießt,
 und voll Erwartung immerfort,
 halt ich still bei jedem Wort.
 
 |  |  
	|  |  |  
	|  |  | Und mein Herz – Ist das ein Fluch? –liegt offen wie ein Gästebuch.
 
 PS:
 Ach noch was: Bitte sei ein Schatz!
 Lass auch noch ein bisschen Platz
 für ein nettes Konterfei
 und schick es mir recht bald vorbei!
 Damit Ihr, wie Ihr leibt und lebt
 auch noch als Bild hier drinne klebt.
 [Cornelia Zorn]
 |  |  
	|  |  | Gästebuch III
 Ich bin ein Buch besondrer Art.
 An Papier ward nicht gespart.
 Die Decken sind, dass ich auch liege
 gut in der Hand, aus echter Ziege.
 Am meisten lässt mein Inhalt hoffen:
 Der ist – Gottlob – noch völlig offen!
 Ich bin so neu wie dieses Haus.
 Doch die jetzt geh’n hier ein und aus,
 sind umso reicher an Erfahrung,
 wie es mir fehlt an Bejahrung.
 Drum werd’ ich, das ist mein Bestreben,
 sicher bald erfüllt mit Leben.
 Und bei manchem schönen Feste
 füllen mich auch liebe Gäste.
 Mit Witz und Geistesgegenwart
 meistert mancher diesen Part.
 Ein anderer, beschwingt vom Wein,
 verleibt mir einen Sinnspruch ein.
 Manche schreiben nur die Namen
 und dass sie mit Vergnügen kamen.
 das knappste Wort kann ich verschmerzen,
 kommt es nur so recht von Herzen
 und fließt auf meine Bütten hin
 aus einem freundlich-offnen Sinn.
 Viel Neues wird sich in mir finden.
 Vertrautes auch – ich werd’ es binden
 zum Strauß, der noch in Blüte steht,
 wenn mir das letzte Blatt ausgeht
 und ich dann bin, das wünsch ich mir,
 für alle hier ein Souvenir!
 [Cornelia Zorn]
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	|  | Sei’n es Zitate oder Sprüche,ein guter Rat, was aus der Küche,
 ein Witz, Bonmot, ein kleiner Scherz,
 ein Wunsch, was fürs Gemüt mit Herz,
 verseh’n mit Datum und den Namen
 derer, die gern hierher kamen.
 Für alles, sei es lang und breit,
 sei’s kurz und knapp, bin ich bereit.
 Sei es geraubt, geklaubt, verstaubt
 oder geschraubt – es ist erlaubt!
 Und wenn’s in Gottes Namen leichter
 einem fällt, sei es auch seichter.
 Erlaubt ist selbst, seid euch bewusst,
 ein Kuli – schreibt er nur mit Lust!
 [Cornelia Zorn]
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	|  | © Cornelia Renger-Zorn 1999-2025letzte Aktualisierung: 18.08.2025
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